Sommerstraßen im Wohngebiet

Der eigentliche Sinn hinter Sommerstraßen ist es, im Sommer mehr Platz im öffentlichen Raum für (Zufalls-)Begegnungen zu schaffen. Das geht nur, wenn sie auf alltäglichen Wegen der Menschen liegen und gleichzeitig attraktiv genug sind, um sich dort auch aufhalten zu wollen. Daher müssen Sommerstraßen in der Nähe der Menschen sein und auch in Zusammenarbeit mit diesen entstehen.

Eine gute Sommerstraße besteht über einen längeren Zeitraum an einem festgelegten Ort, damit Menschen die Veränderung sehen und sich daran gewöhnen können. Vereinzelt darf es auch Aktionen mit Programm geben, im großen und ganzen sollen diese Straße aber erstmal nur als Begegnungsort für Nachbar*innen dienen. Um das durchzusetzen, braucht es die Unterstützung von Politik und Verwaltung. Zum Glück gibt es den § 45 der StVO, der einen solchen „Verkehrsversuch“ einfach umsetzbar macht.

Eine Kreuzung einer Wohnstraße. Es befinden sich mehrere Menschen auf der Straße. Dabei fallen vor allem spielende Kinder auf. Weiter entfernt ist eine Tanzgruppe zu erkennen.

Sommerstraße im Östlichen Ringgebiet

Im Sommer 2025 haben wir zum ersten Mal versucht, eine echte Sommerstraße ins Leben zu rufen. Im Januar fuhren wir durch ganz Braunschweig und sahen uns vielversprechende Straßen an. Schnell zeigte sich, dass für ein Pilotprojekt eine der Straßen im Östlichen Ringgebiet geeignet sein würde.

Zusammen mit dem VCD und der Quartiersentwicklung Mitte-Ost des DRK erstellten wir eine Unterschriftensammlung, bei der sich zwei Straßen; die Heinrichstraße und die Dörnbergstraße als Favoriten offenbarten. Daher gingen wir nochmal explizit in diese Straßen und klapperten die einzelnen Wohnungen ab, erzählten von der Idee und sammelten weiter Unterschriften.

Diese Unterschriften legten wir dem zuständigen Bezirksrat vor, welcher mit diesen Unterschriften einen Antrag an die Stadtverwaltung stellte, eine entsprechende Sommerstraße umzusetzen. Direkt danach luden wir die Anwohner*innen ein, sich an einem Runden Tisch zusammenzusetzen und gemeinsam über dieses Projekt zu reden und eine Umsetzung zu planen. Nachdem wir uns intensiv mit eventuellen Hemmnissen auseinandergesetzt hatten, konnten wir bei einem nächsten Zusammenkommen eine Entscheidung treffen, welche der beiden Straßen es nun werden würde. Das Ergebnis: Wir wollten es auf der Kreuzung Heinrichstraße/Wachholtzstraße ausprobieren.
Eine Kreuzung bietet den Vorteil, dass alle Häuser im Falle von Einsatzfahrten erreichbar bleiben würden, die Grundstückszufahrten für die Anwohner*innen weiterhin erreichbar bleiben, die minimale Anzahl an Parkständen umgewidmet werden würde und gleichzeitig eine maximale Verkehrberuhigung erreicht werden könnte, da kein Duchgangsverkehr mehr möglich ist.

Also stand dem Projekt nichts mehr im Wege… Fast nichts… In der Zwischenzeit hatten wir die Antwort der Verwaltung auf den Beschluss enthalten, dass diese keine Kapazitäten hätte, um ein derartiges Projekt umzusetzen. Das verhinderte leider die Umsetzung einer ununterbrochenen längeren Sommerstraße, die durch ihre Abwechslung von ruhigen Tagen und vereinzelten Programmpunkten den Charm einer richtigen Sommerstraße spürbar gemacht hätte.

Um allerdings zu zeigen, dass es Bedarf für einen solchen Ort gibt und wie vielseitig der Platz genutzt werden kann, beschlossen wir mit den engagierten Anwohner*innen, eine Vision einer Sommerstraße für ein Wochenende in den Sommerferien umzusetzen. Dafür meldeten wir das Projekt als Versammlung an, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen im entsprechenden Kreuzungsbereich stattfand. In diesem Zusammenhang stimmten wir uns auch mit der Polizei und der Feuerwehr ab.

Da wir nur drei Tage hatten, wurde eine sehr komprimierte Form einer Sommerstraße ausgearbeitet, bei der es verhältnismäßig viele Programmpunkte gab. Es wurde gemeinsam getanzt, gekocht, gespielt und vieles mehr. Menschen (insb. Kinder) konnten – ohne Angst zu haben – die Straße betreten, so wie früher vor der „Autogerechten Stadt“. Menschen kamen auf dem Heimweg oder beim Brötchenholen zufällig vorbei und beschlossen, später wieder zu kommen und es wurden Freundschaften geschlossen.
Natürlich lief auch nicht alles perfekt. Einige Anwohnende wünschten sich im Nachhinein mehr Ruhephasen zwischen den Programmpunkten oder auch einen besseren Informationsfluss. Diese Punkte nehmen wir auf und werden Mühe geben, das in Zukunft besser zu machen.

Wir freuen uns schon auf die nächste Aktion und bleiben dran, dass Braunschweig irgendwann einmal eine echte Sommerstraße bekommen wird. 💪